CH-ID: CH40037810513 [1]
Die ersten Kreditinstitute auf aargauischem Boden waren nicht Banken privater Finanz- und Handelskreise, sondern Schöpfungen gemeinnütziger Vereine zur Selbsthilfe – wie in der Geschichte des Kantons Aargau von 1975 von Heinrich Staehelin zu lesen ist. [2]
Staehelin schrieb weiter:
Die kleinen Leute sollten Gelegenheit erhalten, ihr überschüssiges Geld, auch kleinste Beträge, vorteilhaft anzulegen und so Vermögen zu bilden; damit wollte man der Verschwendung und der Verarmung des Volkes wehren. Andererseits erforderte die Wirtschaft des 19. Jahrhunderts eine grössere Beweglichkeit des Kapitals und bot diesem in der Industrie, in Banken und Eisenbahnen neue, verlockende Anlagemöglichkeiten. Es bestand mithin eine gewisse Gefahr, dass sich das Kapital vom Grundbesitz, wo es sicher, aber auf lange Frist und zu verhältnismässig bescheidenem Zinsfuss angelegt war, abwandte. So erklärt sich wenigstens teilweise die «Geldnot», über die die Landwirtschaft wie auch das Kleingewerbe im 19. Jahrhundert beständig klagten. Es galt also, diesen Kreisen durch Kreditgenossenschaften und «Volksbanken» Geld zu erträglichen Bedingungen in genügender Menge zu verschaffen.
Älteste Sparkasse im Bezirk Kulm
Die Spar- und Leikasse Birrwyl wurde 1837/1838 als Aktiengesellschaft gegründet und scheint die älteste und damals bedeutendste Sparkasse im Bezirk Kulm gewesen zu sein. Im Jahr 1860 soll sie ein Soll von 50’691 Franken von 409 Einlegern, ein Haben von 53’796 Franken sowie einen Reservefond von 3’105 Franken gehabt haben. [3] [4]
Am 6. Januar 1883 erschien sie in der ersten Ausgabe des Schweizerischen Handelsamtsblattes, worin zu lesen ist, dass sie am 28. Dezember 1880 ihre Statuten revidiert habe. [5]
Zweck der Gesellschaft
Im Handelsamtsblatt wurde auch der Zweck der Aktiengesellschaft erwähnt:
Ersparnisse auf bequeme und sichere Weise zinstragend zu machen, zu mehren und dadurch Sinn für Fleiß und Sparsamkeit zu fördern, auch fleißigen Schuldnern behilflich zu sein.
Das Gesellschaftskapital habe aus fünftausend Franken bestanden. Die Gesellschaft wurde nach Aussen durch einen von der Generalversammlung gewählten Kassier und Verwalter vertreten.
Zwei Härris als Verwalter
Erster Verwalter war der Gemeindeschreiber →Johann Härry und sein Büro diente als Geschäftslokal. [5]
In einem Handelsamtsblatt aus dem Jahre 1901 ist dann zu lesen, dass Samuel Härri, «Samuels», Gemeindeschreiber von und in Birrwil, den bisherigen Verwalter Johann Härry per 7. Juni 1901 ersetzt habe. [6]
Liquidation
Ein Jahr später, am 7. Juni 1902, findet sich im Handelsamtsblatt der Eintrag, dass die Gesellschaft liquidiert und die Firma aufgelöst worden sei. In einer Jubiläumsschrift der Bank in Menziken aus dem Jahr 1952 finden wir den Hinweis, dass diese den grössten Teil der Aktiven der Spar- und Leihkasse Birrwyl, hauptsächlich Hypothekentitel, übernommen habe. [3] [7]
Quellen:
Titel, Autor, Herausgeber, Jahr | |
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[1] | Zentraler Firmenindex der Schweiz Zefix |
[2] | Geschichte des Kantons Aargau, Band 2: 1830-1885, Seite 443, Heinrich Staehelin, Baden Verlag AG, Baden, 1978 | Historische Gesellschaft des Kantons Aargau |
[3] | Denkschrift zum 100 jährigen Bestehen der Bank in Menziken, Karl Obrist, Bank in Menziken, 1952 | Google Books |
[4] | Geschichte der Gesellschaft für vaterländische Cultur im Kanton Aargau, zur fünfzigjährigen Gedenkfeier ihres Bestehens im Auftrag des leitenden Ausschusses in Aarau, Seite 101, Emil Tschokke, Sauerländer-Verlag Aarau, 1861 | Google Books |
[5] | Schweizerisches Handeslamtsblatt, Band 1, Heft 51, Seite 392, 1883 | e-periodica, ETH Zürich |
[6] | Schweizerisches Handelsamtsblatt, Band 19, Heft 207, Seite 1, 1901 | e-periodica, ETH Zürich |
[7] | Schweizerisches Handelsamtsblatt, Band 20, Heft 221, Seite 1, 1902 | e-periodica, ETH Zürich |
Aktualisiert am 6. August 2019